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Wie ein paar Schleswig-Holsteiner die Kulturen des Alten Orients begründeten...

Seite 19



Braasch weist mehrfach darauf hin, er habe hier kein "wissenschaftliches Werk" schreiben wollen.
Nun, zumindest dieses Vorhaben ist ihm ausgezeichnet gelungen.
Er spricht eher von "detektivischer Spurensuche" und dem Aufbau einer "belastbaren Indizienkette".
Aber gerade ein guter Detektiv muß zunächst einmal alle Möglichkeiten erfassen und dann versuchen, sie soweit zu reduzieren, bis nur noch eine Möglichkeit (die dann die richtige sein müßte) übrigbleibt.
Wo in seinem Buch hat er sich überhaupt mit alternativen Erklärungen beschäftigt?
Wenn man eine solch umstürzlerische Theorie auf den Markt bringt, sollte man nämlich nicht versäumen, sie vorher auf alle denkbaren Einwände hin zu prüfen. Auch das scheint mir in vorliegendem Fall eine kapitale Unterlassung zu sein.

Zu der "belastbaren Indizienkette" hat es nicht einmal ansatzweise gereicht.
Er geht nicht von Fakten aus und versucht dann, darauf ein Modell zu errichten, sondern offensichtlich stand am Anfang eine fixe Idee, die er dann mit allen möglichen Mitteln zu belegen versucht, wobei er so gehörig durch Raum und Zeit springt, daß selbst ein archäologischer Universalist hier in Schwierigkeiten gerät.
Er vermengt Sachen, die nichts miteinander zu tun haben, wobei wissenschaftliche Argumente nur soweit zur Kenntnis genommen werden, wie sie seiner Sichtweise dienlich erscheinen. Dabei werden sie häufig aus dem Zusammenhang gerissen oder verdreht, und selbst "harte" archäologische Fakten werden entweder ignoriert, angezweifelt, lächerlich gemacht oder aber als "nicht belegt" abgewertet, wenn sie nicht in seine Weltsicht passen.
Dabei ist aufschlußreich, mit welcher Rhetorik gearbeitet wird:

"Die Einwanderung von indogermanisch sprechenden Fremden ist für Kreta, sowie Mykene und die Ägäis gut dokumentiert (...) Durch den Ausbruch des Vulkans Thera (etwa 1450 v.Chr.) wird Knossos zerstört, und die stammesgleichen (?) Mykener können die Herrschaft in Kreta übernehmen." (S.234 f.)

Wenn man ihm nun vorwerfen würde, daß er die minoische Kultur als indogermanischen Ursprungs darstellen würde, könnte er zu Recht behaupten, das habe er so nicht gesagt. Dem Laien aber wird genau diese Tatsache suggeriert.
Und genau so windig argumentiert er oft, weshalb die Argumentation oftmals gar nicht so einfach angreifbar ist. Oft beginnen Argumentationsketten mit "Wir wissen nicht, ob...".
An diese Einleitungen kann man dann die abenteuerlichsten Behauptungen hängen, bei denen formal richtig ist, daß wir das eben nicht wissen, deren Gültigkeit so aber suggeriert wird, und die in späterem Zusammenhang dann plötzlich als "belegt" aufgeführt werden.
Besonders auffällig ist das bei seinen häufigen wenn/dann-Ableitungen (WENN Blondheit nur in Nordeuropa entstehen konnte, DANN müssen die blonden Libyer aus Schleswig-Holstein gekommen sein).
Diese wenn/dann-Ableitungen wirken auf den ersten Blick plausibel.
Sie sind auch nicht "falsch" - das können sie gar nicht sein - sondern einfach weder beweisbar, noch widerlegbar, also reine Spekulation.
Bewiesen wird das "wenn" dabei in keinem Fall. Regelmäßig taucht das "dann" aber in späteren Zusammenhängen als "geklärte Grundlage" auf, und auf solch tönernen Füßen werden dann weitere Hypothesen errichtet.

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