Wie ein paar Schleswig-Holsteiner die Kulturen des Alten Orients begründeten...

Seite 10



Gerade dieses Kapitel ist für die Beweisführung natürlich von großer Wichtigkeit, da sich der Schauplatz der Braasch'en Theorie nun von Nordeuropa nach Afrika verlagert, und da hätte man sich schon ein paar sorgfältigere und überzeugendere Belege gewünscht.
Die gesamte Beweisführung besteht aus drei angestaubten sekundären Zitaten und drei vieldeutig interpretierbaren Felszeichnungen.
Ich will die Existenz dieser blonden Tamahu ja gar nicht bestreiten.
Aber wo sind sie denn, woher weiß man von ihnen?
Doch wohl vermutlich aus ägyptischen Schriftquellen.
Warum werden die hier nicht aufgeführt und zitiert?
Gibt es die vielleicht gar nicht?
Gerade dieses so wichtige und grundlegende Kapitel besteht ausschließlich aus so dürftigen und vagen Vermutungen, daß man fassungslos zwichen den Seiten hin- und herblättert.
Einige Seiten weiter werden Petries Vermutungen über eine blonde "New Race" aus der Frühzeit Ägyptens ins Spiel gebracht.
Hier abermals die Frage:
woher weiß Petrie, daß diese Leute blond waren?
Soviel ich weiß, hat er das nur aufgrund von Schädelmessungen vermutet.
Auch hier wäre jedenfalls ein Eingehen auf die angeblichen Quellen von enormer Wichtigkeit.
Fehlanzeige!
Natürlich sind Petries Spekulationen ungeheuer aktuell, sie stammen nämlich wiederum (wen wundert es inzwischen noch?) von 1895.
Das muß selbst Braasch zugeben

("Die Aussage von Petrie wird heute eingeschränkt", S.81).

Das aber bezieht sich nur auf Petries verwegene Behauptung, die blonden Libyer hätten auch das Reich der Amoriter begründet, das auch bei Braasch im folgenden eine wichtige, aber nie so recht erklärte Rolle spielt.
Immerhin muß auch er zugeben:

"Die Amoriter werden heute als Semiten geführt, nicht als Indogermanen" (S.81).

Sie werden nicht nur heute als solche "geführt", sondern sie scheinen auch maßgeblichen Anteil an der frühen Ausbreitung des Semitischen gehabt zu haben. Das Amoritische aber kann aus Überresten im Akkadischen lediglich erschlossen werden. Originale Texte in amoritischer Sprache selbst gibt es nicht.

Wenn es diese blonden Libyer wirklich gegeben hat, müßte zunächst bewiesen werden, daß sie naturblond waren.
Das Färben der Haare, sowie das Tragen von Perücken war bereits im alten Ägypten außerordentlich beliebt.
Nubier werden in ägyptischen Darstellungen stereotyp mit roten Haaren dargestellt, und das dürfte auf die Ockerpomade zurückzuführen sein, die im Sudan und sogar bei den Massai bis heute sehr beliebt ist.
Die von Braasch dingfest gemachte "blonde" ägyptische Prinzessin Hetep-Heres II., die Tochter des Cheops (deren Haare aber auch eher rötlich wirken), läßt sich ebenso als Sproß einer fremdländischen Nebenfrau deuten, nicht aber als Beweis für die Machtübernahme durch blonde Megalithiker aus Schleswig-Holstein.

zurück nach oben weiter